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Regiestatement

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HAKIE – HAKI.
Ein Leben als Mann.

Regiestatement

 

Seitdem ich das erste Mal einen Kurzfilm über eine »geschworene Jungfrau« gesehen habe, beschäftigt mich das Thema. Ich sah damals einen 5-Minüter über Stana Ćerić aus Montenegro. Trotz einer sehr verkü̈rzten und plakativen Darstellung des Phänomens, deutete sich ein Themenspektrum an, das auch unser Rollenverständnis hier berührt. Welche gesellschaftlichen Verhältnisse bewegen eine Frau ihrer Weiblichkeit zu entsagen? Wie sieht ihr Lebensalltag aus? Kann die Motivation für einen Geschlechterrollenwechsel nachvollzogen werden? Können Ähnlichkeiten zu unserem Rollenmodell hergestellt werden?

Ich fragte mich, inwieweit unser Rollenverständnis noch von archaischen Vorstellungen geprägt ist. Nach intensiven Recherchen entschloss ich mich nach Albanien zu fahren und Antwort auf meine Fragen zu finden. Die Reise führte in die entlegene Bergregion Nordalbaniens. Dort lernte ich Hakie kennen und beschloss einen Film über sie und ihre Lebensbedingungen zu drehen.

In langen und beobachtenden Einstellungen begleitet der Film Hakie in ihrem Alltag und nähert sich der Protagonistin Schritt für Schritt. Die Erzählung setzt vor allem auf Momente, in denen sich die verschiedenen Facetten ihres Identitätskonzepts im Alltag zeigen. Landschaft, Arbeitsleben und familiäre Zusammenhänge sind dabei gleichwertig und erzählen von den strukturellen Bedingungen und Schwierigkeiten, mit denen die Protagonistin Hakie konfrontiert ist. Zunehmend wird die Widersprüchlichkeit einer biologisch begründeten Hierarchie der Geschlechter offengelegt. Dabei rückt die Frage nach der Konstruktion von Identität und Geschlechterrollen in den Vordergrund.

Mit dem Film »HAKIE – HAKI. Ein Leben als Mann.« wird auch der neugierige Blick der Westeuropäer zurückgeworfen. Während geschworene Jungrauen in Hakies Lebensumfeld nicht von großem Interesse sind, stürzen sich westliches Medien auf dieses Phänomen. Doch woher kommt die Neugier? Was sehen die westlichen Autoren in den Burrneshas? Wie stellen sie Burrneshas dar? Mir war es wichtig der Protagonistin die Möglichkeit zu geben dieses Interesse von Außen zu kommentieren und den Film um die Ebene einer Selbstreflexion zu erweitern.

Anabela Angelovska 2015