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Der Film

Hakie_Haki

HAKIE – HAKI.
Ein Leben als Mann.

Ein Film von Anabela Angelovska

Synopsis

Hakie ist 71 Jahre alt und lebt selbstversorgend in einem Weiler in den albanischen Alpen. Der Alltag in dieser ländlichen Abgeschiedenheit beruht auf einer archaischen Trennung von Männer- und Frauenrollen.
Nach dem Tod der Eltern erbte Hakie Haus und Hof und wohnt seither alleine und auf sich gestellt, arbeitet im Haus, auf den Wiesen und dem Feld. Ein Lebensweg, der hier einer Frau üblicher Weise verwehrt bleibt, wäre da nicht die »Vorsehung« eines Derwisch…

Ist Hakie ein Mann oder eine Frau? Hakie ist eine »Burrnesha«, eine sogenannte geschworene Jungfrau. Das sind geschlechtliche Frauen, die einen Jungfräulichkeitsschwur ablegen, um gesellschaftlich und sozial als Mann zu leben.

Hakie lebt »das Leben eines Mannes« mit großer Entschlossenheit, mit allen Freiheiten und Einschränkungen. Obwohl Hakie Männern ihres Alters in nichts nachsteht, treffen die Folgen ihres Geschlechterrollenwechsels sie hart. Denn während jene Männer von ihren Nachkommen umsorgt werden, muss Hakie ihren beschwerlichen Alltag alleine meistern. Mit einer Stärke, die großen Eindruck hinterlässt.

Der Film begleitet Hakie in ihrem Alltag und führt uns vor Augen, wie sehr Identität und Geschlechterrollen, aber auch das Dokumentarische selbst, konstruiert sind.

Dokumentarfilm, 29 min, 2015, Deutschland

Die Protagonistin Hakie

In einem Weiler in den albanischen Alpen lebt Hakie. Als wir Hakie das erste Mal besuchen, sitzt Hakie im Schatten eines Baumes und raucht. Nur mürrisch wird uns das Tor zum weitläufigen Hof geöffnet. Besuch ist Selten.

Hakie ist in einer Familie mit 30 Familienmitgliedern aufgewachsen. Sie lebten alle zusammen auf dem Hof, in diesem Haus. Die Geschwister zogen nach und nach aus: Die Schwestern heirateten und die Brüder gingen ihren Berufen in der Stadt nach.

Die Feldarbeit verrichtet Hakie seit dem Tod der Eltern allein. Nur wenn größere Aufgaben anstehen, wie etwa die Getreideernte, helfen sich Nachbarn gegenseitig. Eine Einnahmequelle gibt es nicht, also kein Geld. Was von den bäuerlichen Erträgen übrig bleibt, bekommt die Familie des jüngsten Bruders. Im Gegenzug wird Hakie von ihnen mit den Notwendigsten aus der Stadt zusätzlich versorgt.

Hakies Äußeres ist durch die jahrelange Feldarbeit geprägt. Das Gesicht ist von der Sonne gegerbt, der Blick ist klar und durchdringend, die Hände grob, die grauen Haare kurz. Auch die Kleidung ist den Lebens- und Arbeitsbedingungen angepasst und lässt sich als funktional beschreiben. Hakie trägt meist dunkle robuste Hosen oder Jeans, Hemd, Wollweste und schwere Stiefel. Draußen auf dem Hof sind Körper, Kleidung, Gestik und Mimik kaum von anderen Männern gleichen Alters und Status zu unterscheiden. Auch das starke Rauchen und die tiefe Stimme unterstützen diese Wahrnehmung. Doch im Haus werden auch weichere Gesichtszüge sichtbar, die eine eindeutige Kategorisierung irritieren. Diese Irritation schlägt sich in einer regelrechten Sprachverwirrung nieder. Während unser Übersetzer während des Drehs beständig den Artikel wechselt: »She is another brother, he says«, spricht Hakie von einem »Wir«, womit sie die anderen geschworenen Jungfrauen meint.

Hakie strahlt eine unglaubliche Stärke aus, die sehr beeindruckt. Vielleicht auch weil die Entscheidung nicht aus sozialer Notdurft, sondern wie Hakie sagt aus »Vorsehung« getroffen wurde. Gleichzeitig machen sich aber auch Widerstand und Verletzlichkeit bemerkbar. Dies lässt ahnen, dass Hakis Leben – allein und ohne Nachkommen geblieben zu sein – von Außen stark bestimmt wurde.

Die fühlbaren Widrigkeiten des Überlebens in den albanischen Alpen und die Ausstrahlung der Protagonistin ziehen den Zuschauer zunehmend in den Bann.

Cast und Credits:

Mit Hakie, Bora und Hamdi, Naim und Hatigja

Buch und Regie — Anabela Angelovska
Kamera — Simone Friedel
Ton — Reard Gjermani
Montage — Imke Koseck

Set-Dolmetscher — Besnik Isufi
Übersetzung Albanisch — Sibeta Çanga, Franc Luci, Juli Ndoci, Erida Shkembi
Übersetzung Englisch — Michel Chevalier

Schlusskorrektur Albanisch — Erida Shkembi
Schlusskorrektur Deutsch — Barbara Schmidt
Recherchen Albanien — Anabela Angelovska, Matthias Schmidt

Tonbearbeitung & Mischung — Freudenhammer Tonstudios, Roman Vehlken
Untertitel — Yonder Broadcast Systems

Digital Postproduction — Optical Art, Inhouse Producer Benjamin Wüpper
Color Grading — Optical Art, Jochen Hinrichs-Stöldt
Motion — Graphics Hottest Idea GbR
Mastering — Optical Art, Alessandro Forotti, Thomas Diesselhorst

Corporate Design — Regularblack, Matthias Schmidt
Produktion — Anabela Angelovska